„Sie sind Botschafter der deutsch-ungarischen Freundschaft“ – mit dieser wichtigen Botschaft leiteten die Veranstalter Dr. Gerhard Papke, Präsident der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland e.V. (DUG), gemeinsam mit Bence Bauer, Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit (DUI) das IV. Sommercamp ein. Dieses fand vom 12. bis zum 17. August 2025 in Révfülöp am Balaton statt. 26 Teilnehmer genossen bei bestem Sommerwetter am idyllischen Balaton ein abwechslungsreiches Programm aus spannenden Vorträgen, lebhaften Diskussionsrunden und interaktiven Seminaren.

Der erste Tag begann mit einleitenden Vorstellungsrunden sowie einer heiteren Übungseinheit traditionell donauschwäbisch-ungarischer Tänze, sodass das Eis schnell gebrochen war. Am Mittwoch vertiefte Dr. Papke seine Ausführungen zur Bedeutung des Austausches. Deutsche seien weiterhin sehr beliebt bei den Ungarn. Sogar so sehr, dass Ungarn immer noch glaubten, dass die Züge in Deutschland stets pünktlich fahren würden. Diese Wahrnehmung untermauerte Dr. Ágoston Mráz als Direktor des ungarischen Meinungsforschungsinstituts „Nézőpont Intézet“ mit konkreten Zahlen. Beide Völker schätzen sich gegenseitig, auch wenn die Meinungen bezüglich der aktuellen politischen Führung teilweise weit auseinander gehen. Das Sommercamp soll dem Aufbau von gegenseitigem Verständnis dienen und den Teilnehmern die Gelegenheit bieten, die zwischenmenschlichen Beziehungen auch nach den Vorträgen bei Segeltörns über den Balaton oder gemeinsamen Karaoke-Gesangseinlagen weiter zu fördern. Zudem konnten sich die Teilnehmer an der ungarndeutschen Tradition des Blaudrucks versuchen.

Interessiert folgten alle Teilnehmer am Donnerstagmorgen den Einblicken in die literarischen Werke Thomas Manns und Attila Józsefs, vorgestellt von Henning Sassenrath, dem wissenschaftlichen Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere Geschichte der Universität Würzburg, bevor es in eine tiefgründige Geschichtseinheit ging. Drei intensive Berührungspunkte der deutsch-ungarischen neueren Geschichte wurden vertiefend beleuchtet und in Rollenspielen nachgestellt: Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg, des ungarischen Freiheitskampfes 1956 sowie der deutschen Wiedervereinigung, die auch in Ungarn bedeutend ihren Lauf nahm. Am Nachmittag analysierte Bence Bauer, Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit, die ersten einhundert Tage im Amt des neuen deutschen Bundeskanzlers, Friedrich Merz (CDU). In einem interaktiven Dialog skizzierte er den Zuhörern ein ausgewogenes Profil des Bundeskanzlers und bestärkte die jungen Anwesenden eigenen Karriereneigungen zu vertrauen und nachzugehen.

Der Freitag begann mit einem bereichernden Vortrag vom stellvertretenden Direktor für Forschung des MCC Brüssel, Dr. Philipp Siegert, zum Verhältnis von Ungarn und Deutschland zur Europäischen Union. Verbunden mit einer Frage-und-Antwort-Runde bekamen die Teilnehmer die Möglichkeit, einzelne Aspekte tiefer zu ergründen. Nach Hervorhebung der Bedeutung der deutsch-ungarischen Freundschaft zum Erhalt des erwünschten europäischen Zusammenhalts wurde um die Mittagszeit das momentane Streitthema Nummer eins der beiden Regierungen angeschnitten: Die Migrationsdebatte. Professor Emeritus der Universität Hamburg, Dr. Reinhard Merkel, wagte sich mit einer rechtsphilosophischen Betrachtung an dieses brisante Thema. Als ehemaliges Mitglied des Deutschen Ethikrates führte er strukturiert aus der Sicht eines Rechtsphilosophen aus, welche moralischen Abwägungen bei einer Aufnahme von Zuwanderern bedeutsam sind. Am späten Nachmittag erwartete die Teilnehmer in einer sommerlichen Atmosphäre ein Besuch vom politischen Direktor des ungarischen Ministerpräsidenten und Kuratoriumsvorsitzenden des MCC, Balázs Orbán. Zusammen mit dem Generaldirektor des MCC, Dr. Zoltán Szalai, stellte er sich den Fragen des wissbegierigen, jungen Publikums. Nach anschließendem feierlichem Beisammensein am Seeufer ging auch dieser prägende Tag zu Ende.

Am Samstagmorgen starteten die Teilnehmer mit einem Vortrag über die globalen wirtschaftlichen Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz in den letzten Tag des Sommercamps 2025. Welche Chancen und Herausforderungen KI-Entwicklungen wie beispielsweise die von ChatGPT, Grok oder Deepseek für die Menschheit mit sich bringen können, wurde vom Geschäftsführer der Wiener Ringstraßenakademie, Stephan Willenig, und Timo Guggenberger, Zuständiger für Auswärtiges der Wiener Ringstraßenakademie, den Neugierigen interaktiv nähergebracht. Anschließend wurden die Medienlandschaften in Deutschland und Ungarn von dem stellvertretenden Redakteur für Auswärtiges bei Mandiner, Mátyás Kohán, miteinander verglichen.

Da Bewegung belebend für Körper und Geist ist, wurde mit heiteren Spielen gemeinsam Sport getrieben. Nachdem alle äußerst zufrieden ein gemeinschaftlich zubereitetes Kessel-Letscho verspeist hatten, stellte ein geselliges Beisammensein den Sommercamp-Ausklang.

Schließlich verließen alle Révfülöp am Sonntag mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Nach dem Abschied von den neu gewonnenen Freunden überwog dennoch die Dankbarkeit, an solch einem idyllischen Ort prägende Erfahrungen und neues Wissen gesammelt zu haben.