Vom 22. bis 27. Juli 2025 fand erneut die Sommeruniversität Tusványos in Siebenbürgen statt. Das Deutsch-Ungarische Institut hat drei Gästen aus Deutschland zur Paneldiskussion „Deutschland 2025 – Die neue Regierung in unruhigen internationalen Gewässern“ geladen: Birgit Kelle, freie Journalistin und Publizistin, Dr. Gerhard Papke, Präsident der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland e.V. und Dr. Sebastian Ostritsch, Autor bei der Wochenzeitung Die Tagespost sowie Privatdozent an der Universität Heidelberg. Die ungarische Perspektive wurde von Levente Szikra, leitendem Analysten des Zentrums für Grundrechte, sowie dem Moderator, Márton Csongrády, vertreten.

Zu den wichtigsten Themen der Diskussion zählten die aktuellen politischen Herausforderungen, die Energiekrise, die Bewertung der deutsch-ungarischen Beziehungen sowie die Legalisierung des Cannabis-Konsums in Deutschland.

Alle Diskutanten sahen die illegale Migration als zentrales Problem an, das zahlreiche Bereiche wie Familien-, Bildungs-, Sozial- und Gesundheitswesen belastet. Kelle kritisierte vor allem die politische Handlungsunfähigkeit – bereits die Einigung auf grundlegende Feststellungen zur Begrenzung der Migration scheitere. Szikra hob die fragile Koalitionskultur hervor. Die Kompromissbereitschaft schwinde, Polarisierung nehme zu. Die Strategie, sich von der AfD abzugrenzen, würde von vielen Bürgern als Ignoranz gegenüber realen Problemen wahrgenommen. Papke warnte dabei: Aus Angst vor politischem Schaden meide die Regierungskoalition das Thema Migration, was auf der anderen Seite Unzufriedenheit und Radikalisierung fördert.
Ostritsch betonte, dass auch die CDU lange Teil des Problems gewesen sei und erst durch den AfD-Druck ihre Position überdacht habe. Die gemeinsame Einschätzung war, dass ohne eine klare Richtung in der Familienpolitik, realistische Migrationssteuerung und gezielte Integration demografische Ungleichgewichte und kulturelle Spannungen drohen.

Deutschland steht aktuell unter Druck durch die Energiekrise, Deindustrialisierung und demografischen Wandel. Diesbezüglich forderte Kelle eine wirtschaftliche Wende, die ökologisch, sozial und industriell tragfähig ist. Szikra warnte, Ungarn könne Deutschlands Rolle wirtschaftlich nicht dauerhaft kompensieren. Papke sah in der Arbeits- und Sozialpolitik ein weiteres Problemfeld: Arbeit müsse sich wieder lohnen – etwa durch Steuererleichterungen und Wohnförderung. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass Versorgungssicherheit, stabile Energiepreise und die Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte wieder oberste Priorität haben müssen.

Die deutsch-ungarischen Beziehungen sind wirtschaftlich stabil, politisch jedoch angespannt. Ideologische Differenzen stehen einer intensiven Zusammenarbeit gegenüber, waren die Diskutanten einig. Weniger Belehrung, mehr gegenseitiges Lernen, war die Kernaussage der Diskussion. Europa braucht Vielfalt statt Gleichmacherei.

In der Abschlussrunde nutzten die Teilnehmer die Gelegenheit, einige wichtige Botschaften mit auf den Weg zu geben:

Kelle: Das Selbstbestimmungsgesetz ist emotional und komplex – es braucht Schutz für Minderjährige und eine ausgewogene Debatte.

Ostritsch: Offenbarungsverbote sind gefährlich – Meinungsfreiheit und Transparenz müssen gewahrt bleiben.

Papke: Deutschland sollte Ungarn mit Respekt begegnen. Das ungarische Gesetz gegen Geschlechtsänderung sei ein Beispiel für klare gesellschaftliche Grenzen.