Am 11. September 2025 luden das Bildungszentrum des MCC in Győr und das Deutsch-Ungarische Institut für Europäische Zusammenarbeit zu einem Vortrag des deutschen Staats- und Verfassungsrechtlers, Rechtsanwalts und Publizisten Dr. Ulrich Vosgerau ein. Der Vortrag mit dem Titel „Zukunft des Konservatismus“ widmete sich der Frage, was Konservatismus überhaupt sei, worin seine Wurzeln liegen und wie der Konservatismus der Zukunft aussehen wird.

Was Konservatismus sei, ist dabei umstritten. Der Begriff sei oftmals negativ geprägt. Es existieren verschiedene Ideen, was die Essenz des Konservatismus sei. Dr. Vosgerau beschrieb die unterschiedlichen Interpretationen des französischen, deutschen, englischen sowie nord- und südamerikanischen Konservatismus. Zudem analysierte er, dass sich im politischen Diskurs der Deutschen die Sprache der Kommunisten eingebürgert habe. Nur die Kommunisten beschrieben die Nationalsozialisten als rechts.

Dr. Vosgerau zufolge legt die heutige Linke in politischen Debatten oft großen Wert auf moralische Argumente, während die klassische Linke früher weniger moralisch orientiert war und das Recht eher als „Überbau“ des Wirtschaftssystems betrachtete. Nach dem Scheitern wirtschaftlicher Pläne änderte sich dies, da Wohlstand in großem Maßstab nur im Kapitalismus möglich war. Deshalb flohen Menschen aus der DDR in die westlichen Bundesländer.

Dr. Vosgerau erklärte weiter, dass die politische Linke nun moralische Argumente stärker einbezog und bestimmte konservative Ideen – etwa den Umweltschutz – aufgriff, die sie in den Fokus des Klimaschutzes rückte. Dabei verfolgte sie das Ziel, Planwirtschaft zu etablieren und den Kapitalismus zurückzudrängen, nicht die gerechte Vermehrung von Wohlstand; der Schwerpunkt lag vielmehr auf notwendigen Veränderungen im Sinne von Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Gleichzeitig verlagerte sich der Fokus von utopischen Konzepten hin zu Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten, die zum zentralen Argumentationsmittel der linken Politik wurden. In den letzten dreißig Jahren wurde die deutsche Linke stark von den linken Strömungen der USA beeinflusst, die gesellschaftliche Fragen nicht nur unter dem Aspekt wirtschaftlicher Ungleichheit, sondern auch unter dem Gesichtspunkt ethnischer Verhältnisse betrachten.

Dr. Vosgerau betonte, dass heutiger deutscher Konservatismus einem Bedeutungswandel unterliege: er sei rebellischer, da radikale Veränderungen nötig seien, um die Grundlagen und die Wirtschaft Deutschlands funktionsfähig zu halten. Konservative erkennen die Notwendigkeit einer liberalen Wirtschaftsordnung mit Marktwirtschaft und Subsidiarität und begreifen, dass der Mensch Gesellschaft und staatliche Ordnung benötigt. Laut Dr. Vosgerau erkennen die Konservative die Unterschiede zwischen Völkern und lehnen massenhafte Einwanderung aus kulturfremden Kreisen ab, während der Staat als höchste Stufe eines demokratischen Verbandes betrachtet wird. Der gegenwärtige Konservatismus biete ein realistisches und verantwortungsvolles Denken als Gegenentwurf zum utopischen Denken der politischen Linken.

Auf die Frage eines Studenten, wie gute linke Politik aussehen könne, antwortete Dr. Vosgerau, dass die moderate Linke legitime Ansichten vertrete. Zur Dominanz linker Ideologien an deutschen Universitäten erklärte er, dass seit den 1970er Jahren eine linke Hegemonie herrsche, begünstigt durch den Überschuss an Sozialwissenschaftsstudenten.