Was führte zum Bruch der deutschen Regierung? Für welche Parteien haben die deutschen Wähler gestimmt? Wird es in Deutschland einen Rechtsruck geben, oder entsteht gar eine gänzlich neue politische Kraft mit anderer sozialer und wirtschaftlicher Ausrichtung? Diese Fragen und weitere beantwortete Bence Bauer, Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit, in seinem Vortrag am 9. April im MCC-Bildungszentrum in Szeged. Die Veranstaltung wurde von rund 25 Teilnehmern besucht.

Im Laufe des Vortrags wurden unter anderem der Sturz der vorherigen deutschen Regierung, die Herausforderungen der vorgezogenen Neuwahlen und die Verschiebung der Kräfteverhältnisse zwischen den deutschen Parteien erörtert. Laut Bence Bauer werde eine der größten Herausforderungen für die neue deutsche Regierung darin bestehen, die politische und wirtschaftliche Stabilität wiederherzustellen, was durch die ideologischen Unterschiede zwischen den Parteien, die die neue Regierung bilden, erheblich erschwert werden dürfe. In der Präsentation wurde auch untersucht, wie sich die Einzel- und Listenstimmen nach Gemeinden in Deutschland verteilten, wie die jungen Menschen wählten und wie sich der Anteil der Stimmen nach Altersgruppen verteilte. Bauer ging ferner auf die möglichen Gründe für das schlechte Wahlergebnis der CDU ein. Dieses Wahlergebnis bedeute kaum einen Sieg für das CDU/CSU-Bündnis, das den nächsten Bundeskanzler stellen wird, da die siegreichen Unionsparteien zusammen trotzdem nur rund 28% der Stimmen erhalten haben. Das bedeute, dass die bürgerlichen Parteien gegenüber ihrem Koalitionspartner, der Sozialdemokratischen Partei, erhebliche Zugeständnisse im Vergleich zu ihrem ursprünglichen Programm hätten machen müssen. Ein solches Zugeständnis etwa, das von den Wählern kritisch gesehen worden sei, sei die vom scheidenden Bundestag beschlossene Verfassungsänderung gewesen, die eine Lockerung der Schuldenbremse, die die Staatsverschuldung bisher stark begrenzt hat, und die Aufnahme von Milliardenkrediten ermöglicht. Aktuelle Meinungsumfragen würden darauf hindeuten, dass dies zu einer Schwächung der CDU/CSU und zu einer weiteren Stärkung der Alternative für Deutschland geführt habe.

Bauer betonte, dass es lohnenswert sein werde, die Entwicklung der wirtschafts- und außenpolitischen Strategie Deutschlands und das endgültige Ergebnis der Koalitionsverhandlungen in den kommenden Monaten zu verfolgen, da die neu gebildete deutsche Regierung entscheidende Veränderungen, auch etwa für die ostdeutsche Region, bringen könnte. Im Anschluss an den Vortrag gab es einen regen Meinungsaustausch und viele Fragen der Zuhörer zur deutschen Politik.